Adnan Bilbeisis Zeit an der GJU und im Bundestag: Ein Weg voller Wachstum und Möglichkeiten

In Jordanien sagt man manchmal scherzhaft, man könnte das Land auch „das Land der Ingenieure“ nennen. Ingenieurwesen ist so ein großer Teil unserer Kultur, dass es fast als der natürliche Weg erscheint. Aber ich wollte etwas anderes - eine Mischung aus Wirtschaft und Technik. Deshalb habe ich mich für Industrietechnik an der GJU entschieden. Es bot eine ausgewogene Kombination beider Aspekte, und die Möglichkeit, wie beispielsweise mein Erasmus-Stipendium in Istanbul, machte es zusätzlich interessant.
Während meiner Zeit an der GJU verbrachte ich fast 1,5 Jahre in Deutschland, wo ich zwei völlig unterschiedliche Arbeitsumfelder erlebte. Ich absolvierte ein Praktikum bei Husqvarna, einem 300 Jahre alten Unternehmen, und lernte, wie traditionsreiche Firmen dynamisch bleiben. Danach wechselte ich zu Alpha Protein, einem Start-up, das Protein aus Mehlwürmern herstellt. Diese zwei Welten - traditionelle Industrie und dynamisches Start-up - erweiterten meine Sichtweise auf Wirtschaft und Innovation enorm.
Natürlich war die Reise nicht ohne Herausforderungen. Als Teil der Gruppe, die während der COVID-19-Pandemie nach Deutschland ging, war es schwierig ein Praktikum zu finden. Ich habe an die 300 Bewerbungen verschickt und viele Absagen erhalten. Aber jede Absage machte mich nur entschlossener und am Ende fand ich die passende Stelle. Dieser Prozess lehrte mich viel über Ausdauer und, dass sich harte Arbeit letztendlich auszahlt.
Mein nächster Schritt führte mich zum Deutschen Bundestag, wo ich am Internationalen Parlaments-Stipendium (IPS) teilnahm. Obwohl Politik nie wirklich zu meinem Interessengebiet zählte, veränderte diese Erfahrung meine Sichtweise grundlegend. Ich erkannte, dass Politik nicht nur aus großen Konflikten besteht, sondern auch aus den alltäglichen Herausforderungen, denen die Menschen gegenüberstehen.
Ich war mir zunächst nicht sicher, ob ein Industrieingenieur wie ich für eine politisch ausgerichtete Gelegenheit angenommen werden würde, aber mein akademischer Hintergrund war nicht der einzige berücksichtigte Faktor. Meine Deutschkenntnisse wurden geschätzt, und auch meine anderen Aktivitäten, wie die Mitgliedschaft in einem Debattierclub, gaben mir einen Vorteil. Das einmonatige Stipendium im Bundestag stellte einen bedeutenden Wechsel von meinem Alltag nach dem Studium dar. Die ersten drei Wochen bestanden aus Meetings, Seminaren und Reisen, die Themen wie die Politik des Nahen Ostens, erneuerbare Energien und gesellschaftliche Auswirkungen beleuchteten. Die Begegnungen mit hochrangigen Beamten und Parlamentariern ermöglichten neue Perspektiven, und die vielfältige Gruppe von 25 Studierenden aus der gesamten arabischen Welt bereicherte jede Diskussion.
Die letzte Woche war unvergesslich und fiel mit der Eröffnung der parlamentarischen Sitzungsperiode zusammen. Die Arbeit im Büro der Vizepräsidentin des deutschen Bundestages Frau Aydan Özoğuz ermöglichte mir einen direkten Einblick in das politische Geschehen. Ich nahm an Ausschüssen teil, die über Themen wie Einwanderungspolitik sowie die Konflikte in Gaza und der Ukraine diskutierten, und erlebte die Debatten aus erster Reihe. Die Verwaltung sozialer Medien und das Bearbeiten von Bürgeranfragen zeigten, wie Abgeordnete ihre Verantwortung mit Bürgerengagement in Einklang bringen. Im Bundestag herrschte eine rege Arbeitsatmosphäre, mit vielen Praktikanten, die überall engagiert mitarbeiteten.
Nach dieser wertvollen Erfahrung und meinem Abschluss begann ich meine Karriere bei Dar Al Manhal Publishers im Bereich Business Development. Ich führte Praktika ein und half 10 GJU-Studenten dabei, sich einzubringen. Einige ihrer Übersetzungen wurden sogar auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt, was wirklich beeindruckend war. Es war erfüllend, eine neue Denkweise in die Bildungsbranche zu bringen, wo wir nicht nur auf den Profit achten, sondern auch auf den echten Einfluss, den wir im Bildungsbereich haben.
Mit Blick auf die Zukunft habe ich gelernt, dass man sich nicht auf einen Karriereweg festlegen muss. Es gibt immer Platz für neue Möglichkeiten, Nebenprojekte und die Chance, eine kleine Idee in etwas Größeres zu verwandeln. Ich habe gelernt, dem Prozess zu vertrauen, offen für Herausforderungen zu bleiben und auf meinen Glauben zu setzen. Ich freue mich darauf zu sehen, wohin mich die Zukunft führt, in dem Wissen, dass jeder Schritt mich auf das nächste Abenteuer vorbereitet.
Habt auch Ihr Interesse an einem Praktium im Bundestag? Dann infomiert euch hier:
Internationales Parlamentsstipendium (IPS)


